Keinen Bock auf Schule, eine chaotische Playlist und die erste Romanze: Eine Jugendliche erzählt von ihrem Alltag

,,Och Mia, sei froh, dass du in die Schule gehst, und stell‘ dich nicht so an, später in deinem Berufsleben wird’s noch viel stressiger“, wird mir jeden Tag immer wieder erzählt. Hallo, ich bin Mia, 14 Jahre alt und ich habe, wie fast jeder andere Teenager, ein komplett chaotisches und verwirrendes Leben. Aber jetzt zur wichtigen Frage: Wird das Leben wirklich stressiger? Wenn ja, habe ich keinen Bock auf später, genauso wenig Bock, wie ich momentan auf Schule habe. Ich stehe morgens auf, merke, dass ich Mathe habe, und würde mich am liebsten gleich wieder hinlegen. Dann quäle ich mich aber gezwungenermaßen trotzdem aus dem Bett und fange an, mich für die Schule fertig zu machen. Ich gehe aus der Türe, um mich auf den Weg zum Bus zu machen, und aus heiterem Himmel fängt es an in Strömen zu regnen. Zum Glück muss ich nicht laufen, aber natürlich muss der Bus an diesem Tag Verspätung haben, ist ja klar. Sobald er endlich da ist, steige ich ein und der Busfahrer wirft mir schon einen Todesblick zu, weil er seit 05:00 Uhr morgens wach ist und seitdem die ganze Zeit schon laute Kinder ertragen muss. Natürlich hört er die aktuellen Charts im Radio, über die ich mich nur aufregen kann, weil ich diese bestimmt schon 40-mal bei den anderen Busfahrerinnen und Busfahrern gehört habe. Ich stehe also da im Bus. Ja, ich muss stehen, weil irgendwelche Fünftklässler mit ihren Schultaschen acht Plätze belegen, die man auch hätte anders nutzen können, zum Beispiel als Sitzplatz, wofür sie eigentlich gedacht sind. Nach ein paar scharfen Kurven und ständigem Hoch und Runter kann ich nun endlich durchnässt und mit Rückenschmerzen aus dem Bus aussteigen, weil ich an der Schule angekommen bin. 

Dann sitze ich da, fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn in meinem Klassenzimmer, und lese mir nochmal alles Wichtige für die nächsten zwei Stunden durch, während andere noch schnell Hausaufgaben abschreiben. Die lauten und anstrengenden Stimmen meiner Klassenkameraden werden beim Gong endlich leise und als der Lehrer reinkommt, stehen wir alle auf, um uns zu begrüßen. Je nachdem welcher Tag es ist, geht er entweder rasend schnell oder sehr langsam um. Es kommt nun mal drauf an, welche Fächer ich habe. Und ehe ich mich‘s versehe, sitze ich schon wieder in meinem Zimmer, auf dem gleichen Stuhl, an dem gleichen Schreibtisch, wie jeden Tag. 

Zum Glück ist Freitag, das heißt, ich muss nicht meine ganze Zeit in meinem stickigen und unaufgeräumten Zimmer verbringen. Also, auf zum Bolzplatz, ein bisschen Basketball und Fußball spielen, solang ich Lust darauf habe… heißt ungefähr: knappe zehn Minuten. Ich weiß, ich klinge gerade nicht so wie die sportlichste Person auf Erden. Liegt vielleicht daran, dass ich es einfach nicht bin. Klar, manchmal kann es Spaß machen, aber ich würde niemals mehr als eine Stunde am Tag freiwillig Sport treiben. Dafür kann ich viele andere Dinge, schätze ich. Ich mache Musik, wenn ich mal Lust dazu habe. Viele Leute würden sagen, dass ich eine engelsgleiche Stimme habe, aber dem widerspreche ich, will ja nicht abgehoben klingen. (Trotzdem irgendwo auch wahr, dass meine Stimme erstklassig klingt. Ich meine, würde ich sonst in der Big Band ein Solo singen? Na also.) 

Da wir schon bei dem Thema Musik sind, erzähl ich euch mal darüber ein bisschen was. Für mich persönlich gehört Musik zu allem dazu. Ich meine, was wäre ein Film ohne einen guten Soundtrack? Was wäre ,,The Breakfast Club“ ohne den Song ,,Don’t You (Forget About Me)“? Okay, das werden die meisten, die das hier lesen, nicht mehr kennen, da dieser Film schon sehr alt ist, aber er ist ein Klassiker. (Müsst ihr unbedingt mal schauen, meine Lieben, gibt’s bei Netflix.) Zurück zur Musik. Genauso wie meine Gefühle den Tag über ist meine Playlist gemischt und chaotisch. Im einen Moment höre ich ,,Riptide“ und fühle mich wie der glücklichste Mensch auf Erden. Im anderen Moment wiederum höre ich ,,Another Love“ und fange an zu weinen. Zwischendrin kommen noch Oldies, Death Metal, klassische Musik, Rock und American Rap. 

Die Musik hilft mir auch, vielen Alltagsproblemen zu entkommen. Zum Beispiel, wenn mir alles und jeder wieder mal ohne Grund auf die Nerven geht. Dann einfach die Kopfhörer aufziehen, Musik auf volle Lautstärke aufdrehen und zu ,,Teenage Dirtbag‘‘ von Wheatus wortwörtlich schreien. Das geht meiner Familie natürlich auf die Nerven, weshalb ich noch mehr Ärger bekomme. Ich meine, ich verstehe es auch, ich bin die mürrische, dauer-schlechtgelaunte Teenagerin, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Aber spät am Abend liege ich dann im Bett und zweifle an meiner ganzen Existenz. Darüber, wieso ich teilweise so schlecht in der Schule bin oder wieso ich so unnötigen Streit mit Freunden oder Familie habe. Ich mach mir einfach zu viele Gedanken darüber. Aber einfach wieder ein bisschen Musik an und schon geht es mir wieder besser und die Gedanken verschwinden. Aber bei einer Sache wird mir die Musik nicht helfen… die Liebe. 

Und zu jeder guten Teenage-Girl-Story gehört auch ein bisschen Romanze dazu. Okay, nicht nur ein bisschen, ganz viel. Egal, ob Mädchen oder Junge, fast jeder Teenager verguckt sich in dem Alter in irgendjemanden. Und egal, wie sehr ich es auch abstreiten möchte, für mich zählt das auch. Wenn ich im Gang entlanglaufe und unsere Augen sich treffen, kann ich einfach nicht anders als zu lächeln. Ein großer, attraktiver Junge mit gutem Style. Und das Beste: Er riecht nach einer Blumenwiese. Ich meine, wer würde da widerstehen? Ich werde rot im ganzen Gesicht und ich fühle, wie mein Herz fast aus meiner Brust herausspringt. Die Schmetterlinge in meinem Bauch wollen einfach nicht aufhören, sich wild zu bewegen. Ganz so romantisch ist es leider nicht zwischen so vielen schwitzenden Jugendlichen. Plus, ich bin mir nicht einmal sicher, ob er mich überhaupt wirklich kennt oder ob ich mir die Spannung zwischen uns einfach nur einbilde. Entweder das Gefühl geht weg oder es entwickelt sich gut. Aber wollen wir uns mal keine unnötigen Hoffnungen machen. Okay, okay, das war so kitschig, das bringt sogar mich zum Würgen. 

Aber bevor ich an die große Liebe denke, von der ich noch gar keine Ahnung habe, konzentriere ich mich erstmal auf meine Zukunft. Ich weiß noch nicht genau, wer oder was ich werden will, aber ich will trotzdem, dass dieses spätere ,,Ich“ Erfolg im Leben hat!

Foto: Mia Benz

One thought on “Aus dem Leben einer Achtklässlerin”

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