Die deutsche Verfassung und wie sie unseren Staat seit 75 Jahren
regelt
Die deutsche Verfassung, auch bekannt als das Grundgesetz, ist das Fundament
unserer Demokratie und unseres Rechtsstaats. Doch wie ist sie entstanden, warum
haben wir sie, und wer sind die „Mütter des Grundgesetzes“? Diese und weitere Fragen
möchten wir in diesem Artikel beleuchten. Zudem feiern wir in diesem Jahr ein
besonderes Jubiläum: 75 Jahre Grundgesetz.
Warum haben wir eine Verfassung?
Eine Verfassung ist das grundlegende Regelwerk eines Staates. Sie legt die Rechte und
Pflichten der Bürger sowie die Organisation und Funktionsweise des Staates fest. Das
Grundgesetz wurde geschaffen, um die Fehler der Weimarer Republik zu vermeiden und
sicherzustellen, dass nie wieder eine Diktatur wie das NS-Regime entstehen kann. Es
garantiert grundlegende Menschenrechte, legt die Gewaltenteilung fest und schafft
einen stabilen demokratischen Rahmen.
Die Entstehung des Grundgesetzes
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland in Trümmern, politisch, wirtschaftlich und
moralisch. Das Land war in vier Besatzungszonen aufgeteilt, kontrolliert von den USA,
der Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich. Die westlichen Besatzungsmächte
(USA, Großbritannien und Frankreich) beschlossen, den westlichen Teil Deutschlands
politisch zu stabilisieren und demokratisch zu organisieren. Dies führte zur Gründung
der Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Jahr 1949.
Ein Parlamentarischer Rat, bestehend aus 65 Mitgliedern, trat am 1. September 1948 in
Bonn zusammen, um eine neue Verfassung zu entwerfen. Die Beratungen und
Diskussionen dauerten knapp neun Monate. Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz
verkündet und trat am folgenden Tag in Kraft. In diesem Jahr, 2024, feiern wir das 75-
jährige Jubiläum des Grundgesetzes – ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte
unserer Demokratie.

Die Mütter des Grundgesetzes
Obwohl oft von den „Vätern des Grundgesetzes“ gesprochen wird, gab es auch vier
Frauen im Parlamentarischen Rat, die maßgeblich an der Entstehung beteiligt waren.
Diese vier Frauen, die als „Mütter des Grundgesetzes“ bezeichnet werden, sind:
- Elisabeth Selbert (SPD): Sie setzte sich vehement für die Gleichberechtigung von
Männern und Frauen ein und erreichte, dass dieser Grundsatz in Artikel 3 des
Grundgesetzes verankert wurde. - Friederike Nadig (SPD): Eine engagierte Sozialpolitikerin, die sich für soziale
Gerechtigkeit und die Rechte von Frauen und Kindern einsetzte. - Helene Weber (CDU): Sie war eine der wenigen Frauen im Parlamentarischen Rat
und kämpfte für die Stärkung der Familienrechte. - Helene Wessel (Zentrum): Eine Politikerin, die für soziale Gerechtigkeit und
Demokratie eintrat.
Diese Frauen trugen entscheidend zur Formulierung und Verabschiedung des
Grundgesetzes bei und sorgten dafür, dass Gleichberechtigung und soziale Rechte fest
verankert wurden.
Geltungsbereich des Grundgesetzes
Bei seiner Einführung galt das Grundgesetz zunächst nur für Westdeutschland (die
Bundesrepublik Deutschland). Ostdeutschland (die Deutsche Demokratische Republik,
DDR) hatte eine eigene Verfassung, die stark von der sowjetischen Besatzungsmacht
beeinflusst war. Erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 trat
das Grundgesetz auch in den neuen Bundesländern, dem Gebiet der ehemaligen DDR,
in Kraft. Damit wurde es zur Verfassung des gesamten vereinten Deutschlands.
Was bedeutet das Grundgesetz für uns Jugendliche?
Das Grundgesetz schützt viele Rechte, die auch für uns Jugendliche von großer
Bedeutung sind. Zu diesen Rechten gehören unter anderem: - Recht auf Bildung: Jeder hat das Recht auf Bildung, damit wir eine gute
Ausbildung bekommen und unsere Fähigkeiten entwickeln können. - Recht auf Schutz: Das Grundgesetz schützt uns vor Gewalt und Missbrauch. Es
stellt sicher, dass wir in einer sicheren Umgebung aufwachsen können. - Recht auf Gleichberechtigung: Wir haben das Recht, gleich behandelt zu werden,
unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Religion.
Diese Rechte sorgen dafür, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der unsere Würde
und Freiheit geachtet werden.
Kann das Grundgesetz geändert werden?
Das Grundgesetz kann geändert werden, aber es gibt dafür strenge Regeln. Änderungen
müssen in der Regel vom Bundestag und Bundesrat beschlossen werden, und es gibt
spezielle Schutzvorkehrungen für bestimmte Artikel, insbesondere die Grundrechte.
Diese sind besonders wichtig und dürfen nur mit einer Zweidrittelmehrheit geändert
werden. So bleibt die Grundstruktur des Grundgesetzes auch bei Veränderungen
erhalten, um die Stabilität und die Grundwerte unserer Demokratie zu sichern.
Jubiläum 2024: 75 Jahre Grundgesetz
In diesem Jahr feiern wir das 75-jährige Jubiläum des Grundgesetzes. Dieser
bedeutende Meilenstein erinnert uns daran, wie weit Deutschland seit 1949 gekommen
ist. Das Grundgesetz hat unser Land durch viele Herausforderungen geführt und ist bis
heute eine Garantie für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Zahlreiche
Veranstaltungen und Gedenkfeiern im ganzen Land würdigen dieses Jubiläum und
betonen die Wichtigkeit, die Werte und Prinzipien des Grundgesetzes auch für
zukünftige Generationen zu bewahren.
Das Grundgesetz ist weit mehr als ein historisches Dokument. Es ist das Herzstück
unserer Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, das die Werte und Prinzipien unserer
Gesellschaft schützt. Die Entstehungsgeschichte, die Beteiligung der „Mütter des Grundgesetzes“
und seine Bedeutung für Ost- und Westdeutschland sind Zeugnisse dafür, wie wichtig
und wertvoll unsere Verfassung ist. Mit dem 75-jährigen Jubiläum in diesem Jahr wird
die Bedeutung des Grundgesetzes erneut in den Vordergrund gerückt. Es liegt an uns
allen, diese Werte zu bewahren und zu verteidigen. Und besonders an uns, die wir die
Zukunft gestalten werden, liegt es, diese Prinzipien zu leben und weiterzutragen.

Bilder: Sophie Slowik, Timo Spatz