Beim Wettkampf „Jugend debattiert“ wurden die Schulsieger gekürt
„Die Debatte ist eröffnet“, konnte man auch in diesem Schuljahr wieder am Hanns-Seidel-Gymnasium hören. Die Vorrunde des Schulwettkampfs von „Jugend debattiert” fand am 24. Januar 2024 von 12:30 Uhr bis zur Verkündung der Gewinner und Gewinnerinnen um 16:15 Uhr statt. Dort wurde unter anderem zu den Themen „Sollte es eine Leinenpflicht für Katzen geben?” und „Soll während der Probezeit beim Führerschein ein Nachtfahrverbot gelten?” debattiert.
Falls ihr „Jugend debattiert” noch nicht kennt, hier ein kleiner Einblick in das Regelwerk:
Teilnehmen darf jeder und jede ab der 8. Klasse. Der Wettkampf wird in der Sekundarstufe I (8.+9. Klasse) und der Sekundarstufe II (10.-12. Klasse) veranstaltet. Für jede Altersklasse gibt es jeweils drei Themen, die vorbereitet werden müssen. Es werden allerdings nur zwei der Themen in der Vorrunde (dazu kommen wir später) debattiert, das andere im Finale. Welches Thema dies ist, weiß man erst am Abend zuvor.
Und jetzt nochmal für alle, die noch nie vom Prinzip von „Jugend debattiert” gehört haben: Es gibt in der Debatte die Positionen P1 (Pro 1), P2 (Pro 2), C1 (Contra 1) und C2 (Contra 2). Jede Position hat eine andere feste Aufgabe und jede Debatte beginnt mit den Anfangsreden, die jeweils zwei Minuten dauern. P1 stellt die geplante „Maßnahme“ vor, also das Thema der Diskussion, und bringt ein erstes Argument dafür. C1 kritisiert diese Maßnahme und fragt kritisch nach. P2 wiederum reagiert auf diese Fragen im besten Fall mit Antworten. Außerdem kann die Maßnahme noch ergänzt werden, falls dies nötig ist. C2 fasst noch einmal alle Pro- und Contra-Argumente zusammen und führt weitere Contra-Argumente an. Dann beginnt eine zwölfminütige Aussprache, in der es keine feste Redereihenfolge gibt.
Wenn diese vorbei ist, schließt jede Position die Debatte mit einer einminütigen Abschlussrede ab. Dann ist die Debatte geschafft. Übrigens: Die Positionen und Argumente sind nicht unbedingt die eigene Meinung der Debattierenden. Diese müssen ausschließlich beide Seiten kritisch unter die Lupe nehmen.
Zurück zum Regelwerk: So wie die Themen weiß man auch die eigene Position erst am Abend davor. Man muss also für den Notfall auf alle Positionen vorbereitet sein!
In der Vorrunde ist jeder und jede einmal Pro und einmal Contra. Durch die Bewertung der Juroren und Jurorinnen (was übrigens auch Schüler und Schülerinnen machen dürfen!) in einem Punktesystem werden die Gewinner und Gewinnerinnen ermittelt, welche dann am nächsten Tag das verbleibende dritte Thema im Finale debattieren werden.
Nachdem jetzt hoffentlich alle ungefähr verstanden haben, worum es geht, wollen wir euch heute einen kleinen Einblick in den Ablauf und die Atmosphäre des Schulfinales geben:
Die Juroren und Jurorinnen, darunter Herr Wagner und Frau Schmidhuber, sowie Zeitwächter Jakob (der darauf achtet, dass z.B. die zwei Minuten in der Anfangsrede nicht überschritten werden – im Zweifelsfall klingelt er mit der Debattenglocke ab) machen sich bereit. Es werden letzte Absprachen getroffen. Dann werden der Debattant und die Debattantinnen der Sekundarstufe I unter Applaus auf ihre Plätze gebeten. Nachdem die stellvertretende Direktorin Frau Jost eine kurze Willkommensansprache gehalten hat, kommt Frau Maga-Hess auf die Bühne und erklärt noch einmal knapp die Regeln. Die heutige Streitfrage lautet: „Sollen Modelcastingshows und Schönheitswettbewerbe in Deutschland verboten werden?”
Kurz vor der Debatte erzählt uns Paul Heß, dass er „sehr angespannt“ ist und man „wenig Zeit hatte, sich auf die Themen vorzubereiten“. Die Anspannung ist im gesamten Raum deutlich zu spüren. Auf den Plätzen der Zuschauer und Zuschauerinnen liegen jeweils ein rotes und ein grünes Blatt. Nun folgt die traditionelle Abstimmung über die aktuelle Meinung der Zuschauenden zur Streitfrage. Vor der Debatte ist die Mehrheit gegen ein Verbot. Vielleicht mögt ihr ja auch einmal kurz innehalten und überlegen, ob ihr persönlich Pro oder Contra wärt?
Noch einmal tief durchatmen vor Beginn der Debatte
Jetzt beginnt der spannende Teil: die Debatte! Alle atmen noch einmal tief durch, dann beginnt Paul Heß, Klasse 9a, als P1 mit einer Einführung zum Thema und der Erklärung der Maßnahme. Das muss gut klappen, denn darauf baut die gesamte Debatte auf. Emily Englert, ebenfalls Klasse 9a, kritisiert die Maßnahme und bringt das Argument, dass sich ja niemand die Show ansehen müsse. Aurelia Schulze, Klasse 9d, erklärt in ihrer Rede, dass Schönheit kein Wettbewerb sein sollte, woraufhin Sophia Kruse, Klasse 8d, wiederum erwidert, dass vor allem Social Media Schönheitsideale auslege.
Danach geht es zwölf Minuten frei hin und her. Beide Seiten teilen Argumente aus, stechen die der anderen wieder aus und bringen immer neue Gesichtspunkte in die Runde.
Sind solche Shows feministisch, geben sie Frauen Raum oder objektivieren sie nur? Zu oberflächlich oder genau die richtige Mischung aus Tiefgründigkeit und Bewertung des Aussehens? Geht es nur ums Geld oder auch um den Menschen hinter dem Model? Was ist mit Schönheitsfiltern auf Instagram? Sind die Schönheitsideale einengend oder divers genug? Es gibt einen Schlagabtausch über das Thema mentale Gesundheit.
Da beginnen auch schon die Abschlussreden.
Die Contra-Argumente beruhen vor allem auf der Oberflächlichkeit, den psychischen Folgen der Shows und der damit verbundenen Anzahl an Suizidfällen, während die Pro-Seite für die freie Entscheidung und Unabhängigkeit der Frau plädiert. Am Ende gibt es wieder eine Abstimmung unter den Zuschauenden. Diesmal ist das Ergebnis deutlicher ausgefallen! Vielleicht hat sich eure Meinung nun auch geändert?
Wir fragen Paul, wie es ihm jetzt geht: „Deutlich erleichterter und entspannter!”
Die Sekundarstufe I hat nun erstmal Pause. Das Feedback und die Verkündung der Gewinnenden kommen erst nach der Debatte der Sekundarstufe II.
Nach 20 Minuten allgemeiner Pause geht es auch schon in die 2. Debatte. Die Streitfrage lautet: „Sollen in der Schule Fähigkeiten vermittelt werden, die für den militärischen Verteidigungsfall relevant sind?”
Wir haben unseren ehemaligen Chefredakteur Tim Arnold exklusiv vor der Debatte gefragt, wie er sich, als erfahrener Debattant, vor der Debatte fühlt: „Die Nervosität ist da, aber ich freue mich auf eine spannende und ausgewogene Debatte!”
Die Juroren und Jurorinnen und die Debattierenden machen sich bereit und Frau Maga-Hess führt wieder eine Abstimmung unter den Zuschauenden durch. Es gibt ein klares Bild: Bis auf zwei Menschen sind alle dagegen.
Wieder wird es ganz still. Die Debatte beginnt. Viktoria Schlosser, 11b, beginnt mit ihrer Einführungsrede und will als Maßnahme eine zusätzliche Sportstunde einführen. Dann folgt Tim Arnold, Q12, der sich dafür ausspricht, dass wir die ohnehin schon psychisch labilen Kinder nicht auch noch ständig mit Krieg konfrontieren dürfen.
Melina Uhl, 10c, bringt Disziplin und Teamarbeit als Argumente. Die letzte Anfangsrede des Tages hält Emilia Schlosser, 11b, und fragt sich, wie das Ganze finanziert werden soll.
Wir wissen, nun folgt die Aussprache.
Ist es zumutbar, den Kindern ständig den Krieg präsent zu halten? Dringend notwendig oder völlig übertrieben? Ist ein gesamtgesellschaftlicher Erste-Hilfe-Kurs sinnvoller oder muss man schon ab dem Grundschulalter anfangen? Müssen wir uns mit der Realität konfrontieren oder Kinder Kinder sein lassen? Stärkt es das Verantwortungsgefühl oder die Konkurrenz untereinander?
Die Pro-Argumente beruhen auf der Selbstverteidigung und den damit entstehenden positiven Nebeneffekten, während die Contra-Seite bis zum Ende die psychische Belastung und ständige Kriegspräsenz anprangert.
Auch bei der jetzigen Abstimmung ist die Mehrheit gegen die Maßnahme.
Tim Arnolds Fazit nach der Debatte: „Die Anspannung ist jetzt rum, wir hatten eine sehr lebhafte Debatte und haben rege Argumente ausgetauscht.”
Wieder eine kurze Verschnaufpause.
Aber dann:
Man merkt deutlich, wie die Anspannung steigt, denn jetzt kommt die Jury wieder, um das Ergebnis zu verkünden.
Zuerst einmal gibt es für beide Stufen ein Feedback, dann kommt Frau Maga-Hess mit den Ergebnissen. Der 1. und 2. Platz kommt jeweils eine Runde weiter, Rang 3 und 4 stehen als Ersatzteilnehmer zur Verfügung.
In der Sekundarstufe 1 belegen Sophia Kruse den 4. und Aurelia Schulze den 3. Platz.
Der Puls steigt: Und gewonnen hat…. Emily Englert! Paul Heß belegt damit logischerweise den 2. Platz.
Nach kurzer Freude geht es auch schon zu Sekundarstufe II. Viktoria und Emilia Schlosser erreichen Platz 4 bzw. 3.
Und nun ein kurzer Trommelwirbel: Siegerin ist Melina Uhl! Unser ehemaliger Chefredakteur landet auf Platz 2.
Die sichtlich überraschte und glückliche Gewinnerin Melina findet passende Worte: „Ich finde, jede und jeder hätte es verdient, und ich bin wirklich sehr glücklich, dass ich gewonnen habe.”
Alle Debattierenden bekommen einen Buchgutschein als Gewinn.
Die Schülerzeitung gratuliert allen Gewinnern und Gewinnerinnen zu diesem herausragenden Erfolg und bedankt sich für die Bereitschaft zu den kleinen Interviews und Fotos!
Wie es weitergeht und ob unsere Schule sich auch im Regionalwettkampf in wenigen Wochen durchsetzen kann, erfahrt ihr selbstverständlich bald hier!
Allgemeine Informationen zum Wettbewerb findet ihr unter www.jugend-debattiert.de
Vielen Dank für diesen tollen Einblick in „Die Hohe Kunst der Debatte“!
Ich fühle mich jetzt sehr gut informiert über den Ablauf dieser Veranstaltung und habe bis zum Schluss mitgefiebert, wer wohl das Rennen machen wird!
Die Debatte wurde sehr schön und vollständig beschrieben. Man konnte selbst abgleichen, ob man die Argumente genauso sieht und ob man Pro oder Kontra ist.
Während des Lesens wartete ich schon gespannt darauf, wer der glückliche Gewinner wird. Ich freue mich schon sehr auf den Bericht über den Regionalwettkampf.
Vielen Dank für den tollen und informativen Artikel! Ihr habt es gut geschafft, auch diese besondere „Debatten-Atmosphäre“ zu vermitteln!