Interview mit Bischof John aus Mkinga
Anlässlich seines Besuchs in Aschaffenburg gab Bischof John aus der Würzburger Partnerdiözese Mkinga unserer Schülerzeitung ein Interview, in dem er von seiner früheren Arbeit als Lehrer und von seinen jetzigen Aufgaben als Bischof erzählt.
Das Netz: Sie waren früher Lehrer für Physik und Mathematik. Was hat Ihnen in diesem Beruf gefallen?
Bischof John: Ich habe den Lehrberuf sehr gemocht. Als Lehrer musste ich immer gut informiert sein, denn wenn man lehren will, muss man den Stoff erst einmal selbst gut kennen. Deshalb war ich zu der Zeit up to date in Physik und Mathematik. Ich habe viel gelesen, um mich über die vielen Unterrichtsthemen zu informieren. Mit meinem Lehren habe ich dazu beigetragen, die Gesellschaft fortzuentwickeln. Die Schüler, die ich unterrichtet habe, sind jetzt Politiker, Juristen, Ingenieure. So habe ich also beigetragen zur Entwicklung der Berufe von Tansania. Und meine Arbeit hat mir wirklich Spaß gemacht.
Das Netz: Was ist der Unterschied zwischen einem Job des Bischofs und dem eines Lehrers? Wo sind Sie Bischof?
Bischof John: In der Schule lag mein Hauptaugenmerk auf der weltlichen Bildung, z.B. Physik, Mathematik oder Ethik. Jetzt als Bischof unterrichte ich eher die religiösen Dinge: das Evangelium, die Sakramente, im Besonderen die Firmung und die Priesterweihe. Ich muss Sorge tragen für die Dienste, die zur sozialen Entwicklung in der ganzen Diözese von Mkinga beitragen, und sie weiterentwickeln. Wenn ich Mkinga sage, dann meine ich zwei ganze Regierungsbezirke, nämlich Mkinga und Njassa. Die sind alle unter meiner Fürsorge. Wir haben soziale Institutionen in beiden, wie z.B. Schulen und die Krankenversorgung. Ich kümmere mich also um die religiösen und die sozialen Belange in der Diözese und habe so das Wohlbefinden der Menschen im Auge.
Das Netz: Was ist der Unterschied zwischen den Schulen in Tansania und deutschen Schulen?
Bischof John: Ein großer Unterschied ist: Wir wurden von den Briten kolonialisiert. Deshalb ist unser Schulsystem nach dem britischen Modell ausgerichtet. Ihr habt euer eigenes System. Und deshalb ist selbst die Dauer, die man in der Grundschule oder in der weiterführenden Schule verbringt, ziemlich unterschiedlich. Wir beginnen die Schule mit dem „Kindergarden“ im Alter von drei Jahren, sie ist also eine Vorschule. Wenn die Kinder sechs Jahre alt werden, dann kommen sie in die Grundschule, die wir „Primary School“ nennen. Dort bleiben sie für 7 Jahre und absolvieren eine große Prüfung. Wer diese besteht, darf die „Secondary School“ besuchen. Diese dauert entweder 4 (= Realschule) oder 6 Jahre (= Gymnasium). Dann geht man zum Militär und bereitet sich dabei auf die Universität vor. Deshalb ist die Schule ziemlich unterschiedlich zu der hier in Deutschland.
Das Netz: Was ist für Sie besonders wichtig für die Partnerschaft zwischen Deutschland und Tansania?
Bischof John: Für mich ist der Austausch der Kultur wichtig. Die Deutschen haben ihre Kultur, wir haben eine eigene. Wenn wir diese beiden zusammenbringen durch Austauschprogramme und wenn wir uns dabei gegenseitig kennenlernen, schaffen wir ein „globales Dorf“. Ihr Deutschen kommt und versucht uns zu verstehen und auch wir verstehen euch, und so können wir wie Verwandte, als Freunde, zusammenkommen. Das ist es, was wir wollen!
Das Netz: Was, denken Sie, soll geändert werden in Tansania und in Deutschland?
Bischof John: In Tansania und in Deutschland besteht die Tendenz, dass Familien eine abgeschlossene Einheit sind. Man wohnt im selben Haus und die eine Familie weiß nicht, was in der anderen Familie passiert. Das ist inzwischen auch in Tansania so – bedingt z.B. durch den Kapitalismus. Als ich aufwuchs, wusste ich, was im Nebenhaus vor sich ging, und meine Familie und die Nachbarfamilie kamen zusammen und teilten miteinander. Heute behält jeder, was er hat, für sich selbst und wer nichts hat, besitzt eben nichts. Wir sollten diesen Trend zum Egoismus bekämpfen: Die, die haben, und die, die nicht haben, sollten zusammenkommen und die gemeinsamen Ressourcen teilen. Das sollte unsere Aufgabe sein!
Das Netz: Sprechen Sie ein wenig Deutsch?
Bischof John: „Etwas!“
Das Netz: Vielen Dank für das großartige Interview!
Bischof John: Ich freue mich, Euch demnächst in Mkinga begrüßen zu können. Ihr seid herzlich willkommen.
Foto: Mia Buchner