Peter Maisa, der neue Leiter des Bibliothekszentrums, über seine Arbeit und seinen spannenden beruflichen Werdegang
Das Bibliothekszentrum des Landkreises Aschaffenburg ist ein ruhiger Ort zum Lesen und Ausleihen von Büchern. Das Personal ist sehr nett und man kann sehr viele verschiedene Bücher, darunter viele Schüler- und Abiturhilfen, ausleihen. Für Kinder und Jugendliche befinden sich dort knapp 7000 Bücher, über 1700 Hörspiele und 100 Tonies. Es gibt über 5000 Romane, außerdem etwa 750 DVDs und Blu-rays, 1250 Hörbücher, 1000 CDs, über 50 Zeitschriften, 160 Nintendo-Spiele und vieles mehr. Es ist sehr praktisch für die Schüler, da die “Bibi” sehr nah ist: Man muss nur über den Pausenhof laufen und schon ist man da! Man kann in den Pausen, in Freistunden oder nach der Schule sich etwas ausleihen oder zurückgeben. Für Schüler ist das meiste auch kostenlos. Auf der Website (https://bibliothekszentrum-mediensuche.lra-ab.de/) kann man die Bücher oder CDs verlängern oder reservieren.
Seit September 2021 hat das Bibliothekszentrum einen neuen Chef: Peter Maisa hat die Leitung von Gerlinde Köhl übernommen, die nach vielen Jahren ihren wohlverdienten Ruhestand angetreten hat. Wir haben für euch Herrn Maisa über seinen neuen Job und sein Leben davor befragt.
DAS NETZ: Was haben Sie gemacht, bevor Sie in die Bibliothek gekommen sind?
Peter Maisa: Bevor ich hier angefangen habe zu arbeiten, war ich zuerst bei der Bundeswehr, war IT- und Fernmeldeoffizier und war dann, nach dem Studium der Geschichte und Pädagogik, in Berlin im Geschäftsbereich des Bundeskanzleramts tätig. Dort war ich im Nachrichtenwesen tätig und lange Zeit im Ausland, bis ich mich dann auf eigenen Wunsch in die zugehörige Bibliothek habe versetzen lassen. Ich habe dann Bibliotheks- und Informationswissenschaften studiert und dann in der Dokumentation und Recherche gearbeitet. Dann bin ich zum Bundeskriminalamt gewechselt, um nach fast 20 Jahren wieder in der Heimat in Aschaffenburg zu sein, und war dort Leiter der Dokumentation. Als im letzten Jahr diese Stelle hier in Hösbach ausgeschrieben wurde, habe ich mich einfach spontan darauf beworben – und jetzt bin ich da, seit August letzten Jahres!
DAS NETZ: Warum waren Sie bei der Bundeswehr?
Peter Maisa: Ich war bei der Bundeswehr, weil ich ganz normal als Wehrpflichtiger hingemusst hätte – damals in den 90er Jahren musste jeder junge Mann zur Bundeswehr, es sei denn er hat sich ausmustern lassen. Ausmustern lassen wollte ich mich nicht, also bin ich hingegangen und bin dann sehr lange geblieben, ganz einfach.
DAS NETZ: Und wieso haben Sie sich diesen Job ausgesucht und was finden Sie daran toll?
Peter Maisa: Bibliothekar wollte ich eigentlich schon von Anfang an werden, direkt nach dem Abitur, nur hat sich der Werdegang durch ein paar Umwege ein bisschen verzögert. Das Schöne an dem Beruf ist nicht nur die Arbeit mit Büchern, sondern vor allem die Vermittlung von Wissen und Informationen, da Bibliotheken einen ganz klaren und wichtigen Bildungsauftrag haben – und diesen nehme ich gerne wahr.
DAS NETZ: Was ist manchmal nervig, also was gefällt Ihnen nicht so?
Peter Maisa: Da müsste ich jetzt lügen, da gibt es eigentlich nichts, sonst würde ich den Job nicht machen. Würde mir ein Job nicht gefallen, würde ich ihn auch nicht machen.
DAS NETZ: Haben Sie sich etwas für die Bibliothek vorgenommen und wenn ja was?
Peter Maisa: Für diese Bibliothek hier möchte ich auf jeden Fall das außerschulische Angebot erweitern. Das mache ich auch schon die ganze Zeit, ich bin ja an der Realschule aktiv und auch im Gymnasium in den W-Seminaren und das möchte ich gerne intensivieren. Ich möchte einfach die Bereiche Medienkompetenz und Informationskompetenz stärker in den Schulen voranbringen.
DAS NETZ: Haben Sie ein Lieblingsbuch?
Peter Maisa: Ich habe nicht nur ein Lieblingsbuch, ich habe sehr sehr viele Lieblingsbücher, da ist es schwer, das genau zu bezeichnen. Aber wenn ich mir eins aussuchen müsste, dann wäre es „Der alte Mann und das Meer“ von Ernest Hemingway.
DAS NETZ: Lesen seit Corona auch mehr Leute?
Peter Maisa: Ich glaube, Leute lesen immer, das ist unabhängig von der Situation, aber die einen mehr und die anderen weniger. Es ist zumindest einmal eine Freizeitaktivität mehr, die einfach zu nutzen ist in der Pandemie, das stimmt schon.
DAS NETZ: Welche Auswirkungen hat Corona auf die Bibliothek?
Peter Maisa: Wir waren im letzten Jahr fast ein Vierteljahr zu, es konnten keine Besucher kommen, wir haben deutlich weniger Kunden und mehr hygienische Auflagen, Einschränkungen – und das sind die Schwierigkeiten, mit denen wir zu kämpfen haben.
DAS NETZ: Findet trotzdem der Sommerferien-Leseclub dieses Jahr statt?
Peter Maisa: Ja, der hat bis jetzt immer stattgefunden, jedoch nicht mit einer Feier im Haus, sondern dann erneut digital. Aber er wird auf jeden Fall wieder stattfinden.
DAS NETZ: Wenn der Wechsel zur Bibliothek in Hösbach eine recht spontane Entscheidung war, haben Sie sich auch davor noch über die Bibliothek informiert?
Peter Maisa: Ja, das habe ich in der Tat, das gehört auf jeden Fall zu einem Bewerbungsgespräch dazu, dass man sich vorher Gedanken macht und sich das ganze Umfeld mal anschaut. Ich war vor dem Gespräch, zu dem ich eingeladen wurde, hier vor Ort, habe mir das Haus angeschaut, habe mir die Begebenheiten angeschaut und habe mir Möglichkeiten ausgelotet, inwiefern man die Bereiche Informationskompetenz, Medienkompetenz hier einsetzen kann, denn das ist der Aspekt, der mir am wichtigsten war. Ich habe ja auch schon in all meinen Vorverwendungen unterrichtet, ich war ja davor fast 20 Jahre lang in der Erwachsenenbildung tätig und ich wollte auf jeden Fall das Ganze beibehalten. Da ich ohnehin schon in der Grundschule ehrenamtlich unterrichte, habe ich mir gedacht, könnte man das auch im Gymnasium und in der Realschule weiterhin fortführen. Das war auch ein Gedankengang, ob das möglich ist und wenn ja, dann würde es auf jeden Fall das Ganze begünstigen.
DAS NETZ: Was unterrichten Sie eigentlich?
Peter Maisa: Meine Unterrichtsfächer nennen sich Informationskompetenz und Medienkompetenz, die finden sich nicht auf dem normalen Stundenplan, sind aber ein ganz wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens, das heißt, ich zeige den Schülern und Schülerinnen an den Schulen hier in Hösbach und Umgebung, wie sie Informationen erkennen, Informationen verarbeiten, Informationen nutzen, ich zeige ihnen, wie sie im wissenschaftlichen Seminar eine Arbeit anfertigen, wie sie Material sammeln können, dazu gehört auch das Auswerten von Büchern, Finden von Nachrichten oder die strategische Recherche. Aber ich unterrichte auch beispielsweise über die Gefahren im Netz, Cybermobbing, Fake News, Hatespeech und wie man sich dagegen wehren kann. Im Grunde genommen versuche ich, die Kinder an den Schulen stark im Umgang mit den Neuen Medien und mit der Bewegung im Netz zu machen.
DAS NETZ: Wie finden die Schüler ihren Unterricht so? Finden sie ihn interessant?
Peter Maisa: Da mein Unterricht mit dem World Wide Web, mit den Neuen Medien, mit Tablets, mit Computern, mit Smartphones zu tun hat, ist das ein Bereich, der immer interessant ist, weil man das im täglichen Leben erfährt. Also die Feedbacks, die ich von den Schülern bekomme, sind durchweg positiv, das freut mich auch immer, es ist aber auch etwas leichter für mich, da ich außer der Reihe unterrichte. Ich bin ja als externer Dozent nicht fest im Stundenplan verankert und das ist natürlich immer ein bisschen einfacher für mich, da ich nicht tagtäglich am Lehrerpult stehe und unterrichte.
DAS NETZ: Was machen Sie auch noch gerne im Privaten? Spielen Sie Computerspiele oder schauen Sie Filme?
Peter Maisa: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich versuche, so wenig Zeit wie möglich mit Mobiltelefonen oder Computern privat zu verbringen. Zum Fernsehen komme ich ganz selten, wenn dann nur ausgewählte Filme. Was ich am liebsten mache, ist in der Tat lesen, ich baue sehr gerne Lego und verbringe sehr viel Zeit mit meinen Kindern und das passt ganz gut, denn diese Hobbys teilen sie mit mir. Damit ist auch schon das Privatleben gut ausgefüllt. Ich mache ein bisschen Sport, ich fahre gerne Fahrrad, aber ansonsten hat die Familie den Vorrang.
DAS NETZ: Sie haben ja gesagt, Sie fahren auch gerne Fahrrad. Fahren Sie auch mit dem Fahrrad hier zur Arbeit, also zur Bibliothek?
Peter Maisa: Ja.
DAS NETZ: Jeden Tag?
Peter Maisa: Im Winter ein bisschen weniger, da fahre ich mit dem Bus, und sobald die ersten warmen Tage da sind, fahre ich in der Regel jeden Tag mit dem Fahrrad hierher.
DAS NETZ: Auch bei Regen oder nur bei gutem Wetter?
Peter Maisa: Nein, auch bei Regen.
Wir bedanken uns bei Herrn Maisa für das Interview!
Fotos: Peter Maisa, Daniel Saathoff
Toller Artikel, weiter so!
Toller Artikel! Ich finde es cool, wenn Leute ihre Träume verwirklichen. Weiter so!
Super schöner Beitrag und eine interessante Geschichte hinter einer authentischen Person.
Weiter so 👍👍